…und bin so klug als wie zuvor. Oder auch nicht?
In den zwei Wochen vor den Weihnachtsferien stand in den Stammgruppen der 9/10 Goethes „Faust. Der Tragödie erster Teil“ auf dem Plan. Nach einer Einführung während des Deutschunterrichts in den einzelnen Stammgruppen, in der sich die Schüler*innen mit dem Inhalt, der Sprache und den Protagonist*innen vertraut machten, ging es stammgruppenübergreifend in die kreative Phase. Es galt den „Faust“ mit den eigenen Mitteln in Szene zu setzen. Dabei konnte jede*r selbst entscheiden, ob man allein oder in einer Gruppe zusammenarbeiten möchte, ob man eine einzelne Szene oder das ganze Drama als Grundlage nimmt und vor allem was am Ende dabei rauskommen soll:
Ein Puppentheater oder ein Podcast? Ein Gedicht oder eine Graphic Novel? Ein Spiel oder ein Standbild? Viele Ideen wurden in den einzelnen Gruppen besprochen und in den Köpfen hin und her bewegt, bis es ans Arbeiten ging.
Am Ende waren die Ergebnisse so vielfältig und unterschiedlich, wie es eben auch unsere Schüler*innen sind. So gab es selbst gezeichnete Comics, kniffelige Gesellschaftsspiele, informative Erklärvideos, Stop-Motion-Filme, emotionale Hörspiele, lustige Filmszenen und vieles mehr. Um die Arbeiten mit Leben zu erfüllen, wurde zuhause nach Requisiten gesucht, Minecraftskins entwickelt, unterschiedlichstes Bastelmaterial besorgt, auf den Dachboden nach den alten Handpuppen gesucht oder einfach nur das Handy für Sprach- und Filmaufnahmen gezückt.
Doch es ging nicht nur um die Herstellung der kreativen Aufgabe. Im Nachgang reflektierten sich die Schüler*innen in ihrer Arbeitsweise, Motivation, Konzentration, analysierten ihr Ergebnis und verglichen es mit dem Original.
Hier könnt ihr ein paar Auszüge aus den Rückmeldungen dazu lesen:
L. und ich haben uns am ersten Tag zusammengesetzt und entschieden, eine Spielebox zu erstellen. Am Anfang wollten wir eigentlich ein Monopoly-Spiel anfertigen. Dann merkten wir aber, dass diese Aufgabe viel zu komplex ist. Und somit beschlossen wir, ein Quiz anzufertigen. […] Mit der Auseinandersetzung mit den kreativen Aufgaben und dem Text von Faust, habe ich gelernt, dass man Dinge sehr schön gestalten kann und seinen Ideen freien Lauf lassen kann. Letzten Endes kann man sagen, dass die Aufgabe wirklich Spaß gemacht hat, da man alles machen durfte, was man wollte und kreative Aufgaben machen auch wirklich viel mehr Spaß als normale Aufgaben. Außerdem habe ich auch was dabei gelernt.
Malte
Am letzten Tag wurde die Zeit sehr knapp. Wir mussten ein paar Szenen verschönern und das hat etwas länger gedauert, als ich dachte. Aber ich war mit dem Ergebnis zufrieden. Wir teilten die Arbeit untereinander gut auf und der Comic ist gar nicht so schlecht geworden. Insgesamt bereitete mir die Woche Spaß, aber ich denke, dass man für ein Thema wie das Zeichnen eines Comics ein bisschen mehr Zeit braucht. Die Arbeit mit dem “Faust” veränderte meine Sicht auf Goethes Werk und ließ es mich komplexer und vielschichtiger betrachten, als ich es zuvor gedacht hatte.
Khrystyna
Wegen des Zeitmangels schafften wir es nicht, die ganze Szene [des Puppentheaters] erneut zu filmen. Dies führte jedoch dazu, dass das zusammengeschnittene Video viele plötzliche Bildverschiebungen enthielt. Zusammenfassend gefiel mir die Aufgabe recht gut, wir alle gaben unser Bestes und verstehen nun den Inhalt der Szene Auerbachs Keller richtig.
Enna
[…] Nachdem wir mit dem Quizduell zufrieden waren, kam mir die Idee, ein Gedicht zu schreiben, das sich auf einen bestimmten Abschnitt des Buches bezieht. Ich entschied mich für die Szene „Straße“, da ich diese Passagen schon mit M. und M. im Unterricht behandelt habe. Ich fand es sehr herausfordernd, meine Gedanken zu dem Teil im Buch in lyrischer Form auszudrücken.
Lian
Zusammenfassend haben wir die Szene „Gretchens Stube“ aus Fausts Sicht geschrieben, so dass eine neue Szene entstand und die nun beiden entstandenen Szenen als Standbild dargestellt. Ich lernte, dass ich Spaß an altertümlicher Dichtung habe, zu dem Werk Faust stehe ich jedoch weiterhin kritisch. Dennoch bin ich der Meinung, dass sich durchaus mit dem Werk beschäftigt werden sollte. Zudem konnte ich einige Einblicke in Gretchens Inneres gewinnen und ihren Werdegang im Laufe des Werkes besser nachvollziehen.
Sina
Im Keller, wo die Dunkelheit regiert,
Habe ich ein Hörbuch aus Faust kreiert.
Mit G. und M., das war nicht leicht,
Die Arbeit kam kaum voran, es hat nicht gereicht.
Doch dann, mit C. und A. an meiner Seite,
Floss die Arbeit schnell, die Ideen waren gescheite.
Die Gruppe war gut, die Stimmung war klar,
Mit ihnen ging’s weiter, der Plan wurde wahr.
Hätte ich zu Beginn anders gewählt,
Wär‘ vieles leichter, so wie es mir gefällt.
Doch was zählt, ist der Weg, den wir nun geh’n,
Mit C. und A. lässt sich viel mehr versteh’n.
Fiete
„Da steh ich nun ich armer Tor und bin so klug als wie zuvor?“ Das trifft auf die Schüler*innen der 9/10 nicht zu. Sie haben sich mit Goethes Faust intensiv auseinandergesetzt und viele Erkenntnisse über die Literatur und sich selbst gewonnen, vor allem aber auch, dass man die negativen Deutungen von Freunden und Familien über „Faust” nicht immer Glauben schenken, sondern sich erst einmal ein eigenes Bild machen sollte.
Hier ein paar audio- und visuelle Produkte, die unsere Schüler*innen produziert haben: