Studienfahrt nach Auschwitz

Hinter den Toren des Teufels, hinter den Toren des Horrors. Wo Menschen keine Menschen mehr waren und Grausamkeit der Alltag war.“ (F.) 

In der Woche vor den Herbstferien fuhren der Grund- und der Leistungskurs Geschichte auf Studienfahrt nach Polen.  

Die Reise führte uns an Orte des Geschehens und an Orte der Erinnerung an die Opfer des Nationalsozialismus. Wir besuchten das Konzentrationslager Auschwitz I, das Vernichtungslager Auschwitz-Birkenau, markante Punkte des Krakauer Ghettos und das alte Krakauer jüdische Viertel Kasimierz. Oskar Schindlers Emaillefabrik sahen wir von außen. 

Außerdem hatten wir Gelegenheit mit der Zeitzeugin Monika Goldwasser zu sprechen.  

Die Tage waren vollgepackt mit Informationen und Emotionen. Abendliche Reflexionsrunden waren hilfreich, um über Gefühle und Gedanken zu sprechen. 

Hier einige davon in verschriftlichter Form: 

„Es waren die vielen ausgeschütteten Koffer, mit ihren Namen, Zahlen und Symbolen darauf, welche mich nachhaltig beschäftigten. Diese Namen gehörten zu Menschen. Menschen, die gelebt und gearbeitet haben, Menschen mit Erinnerungen und Familien. Es klingt abgedroschen das zu sagen und es wurde sicher auch oft gesagt, aber das was diesen vielen Menschen widerfahren ist, bleibt so unbeschreiblich und emotional, dass es kaum möglich scheint, sich anders damit zu verbinden als durch ihre Schicksale und Persönlichkeiten. Ein System zu begreifen, bedeutet die Individuen zu begreifen, welche darin leben, selbst wenn dieses System ein Massenmord sein mag.“ 

 „Es war ein ergreifender Moment, als ich die Rose am Denkmal ablegte. Das Innehalten und Gedenken, das Realisieren des Fakts, dass es aus Birkenau keinen anderen Ausweg als den Schornstein gab. Es war nicht nur ein ergreifender Moment, er war zutiefst traurig. Als ich mich umdrehte und das Lager überblickte mit seinen unzähligen Baracken und Bäumen, Wachtürmen und Stacheldrahtzäunen, der scheinbar endlosen Weite über der der Nebel lag. Vielleicht klingt es zu dramatisch, und Dramatik hatten wir genug, aber ich hatte Angst, dass dieser Nebel der des Vergessens sein könnte. Ich hatte Angst zu vergessen, Angst dass es nochmal passieren kann, Angst dass es mir passieren kann.“ 

„Die Rosen an den Gedenktafeln, welche in so vielen Sprachen vor den vielen Gräueltaten, den wahrscheinlich schrecklichsten, die in der Menschheitsgeschichte begangen wurden, warnten. Ich war froh das Gedenken zu sehen. Ein Gedicht, welches ebenso seinen Eindruck auf mich hinterließ und so gut mit dem Gedenken verbunden werden kann konnte man in der Nähe der Bilderwände in den Desinfektionsanlagen lesen. Auf Deutsch geht es ungefähr so: 
„Ich liebe es deinen Namen zu rufen, ich liebe es ihn zu sagen: Hannahle! 
Seit dem sie dich und meine Leute weggebracht haben, würde ich so gerne mit dir reden. 
Du siehst mich süß an mit deinen leuchtenden Augen, ein freundliches, trauriges Lächeln auf deinen Lippen. 
Ich liebe es dich in meiner Verlassenheit zu rufen, frage dich in meiner Einsamkeit: Erinnerst du dich?“ 

„… die Krematorien waren, obwohl zerstört, ein schwierig zu verstehender Ort und vielleicht auch ein Grund, am Menschen zu zweifeln…“ 

 „Was sich hier in Birkenau in meinen Kopf eingebrannt hat, sind die vielen Fotos von den Familien und ihre Geschichten in der Ausstellung im sog. Badehaus. Es sind Fotos aus dem Alltag der Menschen oder von besonderen Anlässen, auch Portraits usw. Die Menschen sahen glücklich aus. Dass sie alle getötet wurden, ist sehr ergreifend.“ 

„In Auschwitz-Birkenau geht man auf der Asche von vergasten und verbrannten Menschen. Das ließ mich flau im Magen werden.“ 

„Neben all der Niedergeschlagenheit gab es auch aufbauende Momente. Monika Goldwasser, diese beeindruckende und anspruchsvolle Dame, wie sie von ihrer Geschichte und ihrem Überleben erzählte. Ihr Leben ist nur durch die Selbstlosigkeit und Hilfe anderer Menschen gekommen und so kann sie noch heute erzählen und wirkt so vital wie eine junge Frau, die ihr ganzes Leben noch vor sich hat.“ 

„Da es mich alles sehr mitgenommen hat, fand ich toll, wie meine Mitschüler sich um mich gekümmert haben und mich getröstet haben und mir beistanden.“ 

„Meine Trauer und mein Schmerz wurden zu Wut. Häufig wusste ich nicht, wie ich damit umgehen sollte. Am Ende jeden Tages war ich sehr müde, weil mich der emotionale Stress viel Energie kostete.“ 

„Ich würde immer wieder eine KZ-Gedenkstätte besuchen, die Geschichte muss erhalten bleiben!“ 

„Wie systematisch der Massenmord geplant und wie systematisch er durchgeführt wurde, begriff ich erst, als ich die Baracken, die Öfen, die Kanadabaracken und die zerstörten Krematorien sah.“ 

„Die Zahlen, die Anzahl der Menschen, konnte ich mir vor dem Besuch nicht wirklich vorstellen. Doch nun, als ich sah, dass 15 Personen sich ein Bett teilten, wurde mir die Dimension bewusst.“ 

„Diese Studienfahrt war für mich ein Auf und Ab der Emotionen und Gedanken. Ein In-sich-gehen, gedenken, erfahren und verarbeiten.“ 

Über Freie Schule Güstrow e.V. 1171 Artikel
Anders lernen - die Freie Schule Güstrow - in der Bistede 5