Barlach-Gedenken, Buchvorstellung, Erzählwerkstatt …

… generationenübergreifender Unterricht außerhalb der Schule 

Was hat meine Eltern geprägt? Welche Erinnerungen haben meine Vorgängergenerationen an ihre Kindheit und Jugendzeit? Worüber sprechen meine Großeltern, wenn sie von früher erzählen? 
Der Deutsch-Leistungskurs der Abiturstufe war im Rahmen der alljährlichen Veranstaltung zum Gedenken der gewaltsamen Abnahme des Schwebenden von Ernst Barlach, die am Abend des 23. August im Güstrower Dom stattfand, eingeladen, gemeinsam mit Schüler*innen des John-Brinckman-Gymnasiums, einer Schriftstellerin und einigen Güstrower Einwohner*innen an einer Erzählwerkstatt unter dem Titel „Hören und Sprache finden“ teilzunehmen. 

Im Vorfeld beschäftigten sich die Schüler*innen der FSG mit Auszügen aus dem Roman „Umkämpfte Zone“ der Schriftstellerin Ines Geipel, in dem die Autorin ihre Familiengeschichte aufarbeitet, angefangen bei ihren Großeltern zur Zeit des Zweiten Weltkrieges, weitergehend mit den Erlebnissen ihrer Eltern in der DDR-Zeit bis hin zu ihren eigenen Erinnerungen und die ihres Bruders. Die Jugendlichen kamen bei der Lektüre der einzelnen Kapitel zu völlig unterschiedlichen Aussagen über das Buch: „Ich habe nur wenig verstanden. Da tauchen so viele Begriffe und Sachverhalte auf, die ich nicht kenne, dass ich erst einmal einzelne Wörter googeln musste.“ – „Na ja, Ähnliches habe ich auch schon von meinen Eltern und Großeltern gehört. Hat mich nicht so vom Hocker gehauen.“ – „Ich fand die Auszüge sehr interessant und gut geschrieben. Ich möchte das ganze Buch lesen!“  

Nach einer Interview-Übung im Unterricht sollten die Schüler*innen nun eine Person aus ihrer Familie zu deren Kindheit und Jugendzeit befragen und am Ende darüber eine Reflexion schreiben. 

Als wir am 24. August im Gemeindesaal der Domgemeinde gemeinsam mit ca. 20 erwachsenen Personen aus Güstrow und Umgebung saßen und die Schüler*innen des Gymnasiums ihre Arbeit zu Ernst Barlach vorstellten, wurden unsere Schüler*innen etwas nervös. Vier von ihnen sollten kurz vorstellen, wer sie sind, wen sie interviewt hatten und was sie aus den Interviews am meisten beeindruckte. Mit ihrer spontanen und sympathischen Art, frei über ihre Familienerinnerungen zu sprechen, konnten die Jugendlichen die Anwesenden begeistern und zu weiteren Fragen anregen.

Auch die Schriftstellerin Ines Geipel eröffnete mit ihren Gedanken und Erzählungen den Raum für weitere Geschichten der Güstrower Bürger*innen, sodass dann in kleineren Gruppen die Gelegenheit zum Austausch von Erinnerungen, Anekdoten, Fragen und Antworten gegeben werden konnte.

Im von Pastor Christian Höser angeleiteten Gruppenfeedback am Schluss wurde deutlich, dass solch ein anregender Austausch zwischen den Generationen viel zu selten stattfindet und viel mehr in den (Schul-)Alltag integriert werden könnte. Wir denken darüber nach! 

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