Stolpersteine putzen

Am 10. November 1938 morgens um 5.30 Uhr stand die Güstrower Synagoge in Krönchenhagen in Flammen. Unbekannte hatten einen Brand gelegt, so dass sie bis auf die Grundmauern abbrannte. In der vorherigen Nacht wurde auch der jüdische Friedhof in Dettmannsdorf verwüstet und von der Trauerhalle der jüdische Stern heruntergerissen. Außerdem wütete die SA (Sturmabteilung) und Teile der Güstrower Bevölkerung in der Innenstadt, steckten Häuser von jüdischen Mitbürgern in Brand, demolierten Fenster und Türen und Ladeneinrichtungen. Anschließend wurden zwölf jüdische Männer wurden „zu ihrer eigenen Sicherheit“ in Schutzhaft genommen und die Haftanstalt nach Neustrelitz verlegt.

Die sogenannte Reichskristallnacht hatte in Güstrow stattgefunden und das unter dem Jubel der Bevölkerung. Nur wenige trauten sich noch, sich offen zu den jüdischen Mitbürgern und Mitbürgerinnen zu bekennen und sie zu unterstützen.

Der damalige Bürgermeister Lemm hielt am 10. November 1938 abends eine Rede auf dem Balkon des Rathauses vor einer großes Menschenmenge und erklärt, dass auch Güstrow bald „judenfrei“ sein wird.

Am 10. Juli 1942 werden dann die letzten verbliebenen Juden vom Güstrower Bahnhof nach Auschwitz und Theresienstadt deportiert. Keiner von ihnen hat dieses Martyrium dort überlebt.

An das Schicksal dieser Menschen im Nationalsozialismus sollen die 17 Stolpersteine erinnern und mahnen, die in der Baustraße, in Krönchenhagen, in der Domstraße und in der Hansenstraße verlegt worden sind. Diese Grausamkeiten und Ungerechtigkeiten der NS-Zeit dürfen nie wieder passieren, deswegen putzen die Schüler und Schülerinnen der Freien Schule Güstrow diese Steine seit mittlerweile fünf Jahren blitzeblank und erinnern an die dunkle Zeit der Deutschen Geschichte.

Gestern war es wieder soweit. 17 SchülerInnen aus der 7. und achten Klasse trotzten dem Regen und Wind und säuberten die 17 Stolpersteine, damit sie zum 79. Gedenktag der Reichskristallnacht am 09.11. wieder hell strahlen. Auch die Schweriner Volkszeitung hat einen Bericht über uns abgedruckt.

Vielen herzlichen Dank an die fleißigen „Putzteufel“.

 

SOR-SMC1

 

 

 

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