9. November – Gedenken, Mahnen, Erinnern

Mit den Novemberpogromen von 1938 gingen die Nationalsozialisten zur offenen Gewalt gegen jüdische Mitbürgerinnen und Mitbürger vor. Der traurige Höhepunkt war die Reichspogromnacht vom 9. auf den 10. November 1938. Es brannten unzählige Synagogen, jüdische Geschäfte und Wohnung wurden verwüstet und jüdische BürgerInnen misshandelt und getötet. Drei Jahre vor der systematischen Massendeportation und nach zahlreichen rechtlichen Diskriminierungen erhielt die Verfolgung der Juden und Jüdinnen mit den Ausschreitung einen neuen Charakter.

Auch unsere Stadt Güstrow blieb davor nicht verschont. Am Morgen des 10. Novembers 1938 gegen 5.30 Uhr stand die Güstrower Synagoge in Flammen. Die Feuerwehr rückte aus, um die nebenstehenden Gebäude von den Flammen zu retten. Um die Synagoge kümmerten sie sich nicht. Gleichzeitig wurde der jüdische Friedhof und die Leichenhalle im Ort Dettmannsdorf (damals noch außerhalb der Stadt liegend) geschändet und in Brand gesetzt. Das Geschäft des Uhrmacher Lustig in der Hollstraße 10 wird zerstört und anschließend angezündet. Die Tabak- und Fotohandlung des Juden Carl Anger in der Baustraße 67 wird zerstört. Die Schuhfabrik von Boris und Michael Zilker in der Hollstraße 29 wird verwüstet.

Zwei Tage darauf kann man in der Mecklenburgischen Tageszeitung im Güstrower Teil die Überschrift eines Artikels zu lesen: „Güstrow wird judenfrei“. Darin wird berichtet, wie die Güstrower Bürger sich auf dem Rathausplatz versammeln, um der judenfeindlichen Rede des damaligen Oberbürgermeister Lemm zuzuhören, der auf dem Balkon des Rathauses erscheint.

So etwas darf nie wieder geschehen.

Aus diesem Grund finden sich die SchülerInnen der 9/10. Klasse alljährlich auf dem jüdischen Friedhof in Güstrow ein, um zusammen mit der Domgemeinde eine gemeinsame Andacht zu gestalten.

Hierbei geht es um das gemeinsame Erinnern, um das gemeinsame Mahnen und Gedenken, damit sich die Grausamkeiten der Nationalsozialisten nicht wiederholen und es geht darum, dem ansteigenden Antisemitismus in Deutschland entgegenzutreten.

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